Rezension | Blühender Lavendel

239 Seiten | Riverfield | CHF 23.75 ; € 28.90 | 21.08.2015


Die Schweizer Autorin legt ein spannendes Romandebüt vor, das zeigt, wie unsere Erinnerungen unser Leben bestimmen können – und dass man manchmal die Vergangenheit besser ruhen lassen sollte. 

Herbert Kull ist Mitte fünfzig und unscheinbar. Ein Buchhalter in einer Zürcher Privatbank. Täglich trägt er die gleiche Kleidung: beiger Anzug, gebügeltes Hemd mit Krawatte und blitzblank geputzte Schuhe. Bei der Arbeit wie in seinem Alltag liebt er Ordnung und Rituale. Ambitionen hat er weder für eine Karriere noch für zwischenmenschliche Beziehungen. Einzig seiner verstorbenen Mutter trauert er nach, mit der er den Duft von Lavendel und liebevolle Erinnerungen an seine Kindheit verbindet. Als seine Schwestern ihn dazu drängen, gemeinsam ihre Kindheit aufzuarbeiten, werden seine Zwänge stärker und beängstigende Träume suchen ihn heim.
Die junge Assistentin Simone Allemann arbeitet Tür an Tür mit Herbert Kull. Sie interessiert sich nicht für den ältlichen Buchhalter mit seinen merkwürdigen Marotten, denn sie ist vollauf mit ihrem Gefühlsleben beschäftigt.
Die beiden verbindet absolut nichts, sie leben in verschiedenen Welten – bis es zu jener fatalen Begegnung kommt ...

















Die liebe Barbara Hagmann hat sich persönlich bei mir gemeldet mit der Anfrage, ob ich nicht ihr neues Roman lesen möchte! Der Klappentext hörte sich sehr gut an und hat mich neugierig gemacht.  Aus diesem Grund und auch weil ich noch nie ein Buch einer Schweizer Autorin / Autor gelesen habe sagte ich ihrer Anfrage sehr gerne zu.

Herbert Kull arbeitet bei der Bank und liebt seine Routine. Er trägt jeden Tag dasselbe, isst jeden Tag dasselbe, steht jeden Tag zur selben Zeit auf und hört jeden Tag zur selben Zeit mit dem Arbeiten auf. Jeden Samstag muss er einkaufen und wenn er das Grab seiner Mutter nicht jeden Sonntag besucht ist das eine Sünde. Sollte einmal etwas nicht so verlaufen wie er es gerne möchte dreht er fast durch. Seine Schwestern wollen unbedingt, dass er mit ihnen über ihre Kindheit redet, aber warum soll er das tun? Seine Kindheit war doch perfekt, oder etwa nicht?

Simone arbeitet bei genau derselben Bank wie Herbert, deren Charaktere können sich jedoch nicht stärker von einander unterscheiden. Bis vor kurzem hatte Sie ihr Leben noch völlig im Griff, nach der Trennung von ihrem Freund scheint jedoch alles auseinander zu fallen. 

Was haben diese zwei völlig verschiedenen Charaktere wohl gemeinsam?


Herbert hämmerte mit den Fäusten gegen seinen Kopf, doch 
es half nichts. Die Vergangenheit hatte ihn eingeholt und sich wie ein Stigma
in seinem Kopf eingebrannt.

Mit ihrem interessanten und flüssigen Schreibstil hatte mich die Autorin nach wenigen Seiten bereits gepackt. Ihre Charaktere kann man bildlich vor sich sehen, sie haben etwas einzigartiges an sich und machen die Geschichte mit ihren Problemen und Gedanken sehr real. Am Anfang hatte ich den Eindruck als wären alle ihre Sätze so kurt, während dem Lesen hat sich dieser Eindruck jedoch mit der Zeit verflüchtigt. Das die Handlungen in der Schweiz stattfinden fand ich natürlich absolut toll, man erkennt die Beschriebenen Orte oder Firmen etc. wieder :) 

Der Prolog war wirklich sehr spannend geschrieben und nach diesem Ereignis, dachte ich schon, dass das Buch eventuell auch etwas von einem Thriller in sich hat, was jedoch schlussendlich nicht der Fall war. Die Geschichte endet sehr abrupt, mit seinen 239 Seiten hätte man sicher noch einiges schreiben können aber ich habe so den Verdacht, dass die Autorin dieses Ende genau so haben wollte. Als Leser hat man nun die Möglichkeit sich im Kopf noch viele verschiedene Varianten aus zu denken, wie das Leben von Herbert Kull sich wohl noch weiterentwickelt hat. 

Die Gestaltung ist zusätzlich zu dieser gelungenen Geschichte einfach nur toll. Der Einband sowie auch das Buch haben eine sehr gute Qualität, es fühlt sich in den Händen einfach nur perfekt an! Und natürlich sieht das Buch mit diesem schönen Lavendelfeld im Regal atemberaubend aus.









Auch wenn ich nach dem Prolog mehr Spannung erwartet habe, konnte mich diese Geschichte wirklich unterhalten. Jeder hat in seinem Leben gewisse Erinnerungen die er am liebsten vergessen würde, gewisse Personen können diese erfolgreich verdrängen. In gewissen Situationen wäre es wohl am besten, wenn diese Erinnerungen für immer vergessen bleiben. Ich kann dieses Buch jedem der gerne Romane liest sehr empfehlen, die Geschichte ist eher Ruhig aber sehr interessant zum lesen. Das spezielle an diesem Buch sind sicher die Charaktere mit denen man sich beim lesen auseinander setzen kann. 


3.5/5 Punkte für die Story und den Schreibstil
3/5 Punkte für die Spannung
3.5/5 Punkte für die Charaktere 
4/5 Punkte für die Gestaltung


Vielen vielen Dank Barbara Hagmann für die Zusendung dieses tollen Rezensionsexemplares und dass auch noch signiert. Als ich es erhalten habe war ich ganz aus dem Häusschen. Der Roman hat mich immer wieder zum Nachdenken gebracht, eine wirklich gute Geschichte. Ich werde ganz sicher nach weiteren Büchern von dir ausschau halten.


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